Crown und die Bremsbacken

  • Wie im Vorstellungs-Dings schon geschrieben - ich brauche Bremsbacken für meine MS 65 Limo. Hier mal schlicht zur Info wie es gerade so läuft - also schwieriger als gedacht.


    Der Tragödie 1. Teil: Komme ich also von einem kleinen Treffen und denke "Nanü - jetzt musst aber die Bremsbacken wirklich endlich mal machen - das Knirschen und Schleifen wird langsam aufdringlich". Habe mich erinnert, da im Wilden Westen gab es doch so eine Online-Teile-Bude für alles - rockauto.com. Frischen Mutes den Online-Katalog aufgerufen und nach nem 71er Crown geguckt. Läuft. Grosse Auswahl verschiedener Hersteller. Centric, Raybestos und irgendwas No-Name für'n Knaller-Preis. Nicht ganz 8,- Steine weil Lagerräumung. Also gleich drei Satz bestellt - bei dem Preis waren mir dann auch die Versandkosten komplett Latte. Und jetzt fängt es an blöd zu werden: Per Paypal bezahlt und angeblich binnen 6 Tagen da. Nur kam schon nach drei Tagen eine Mail mit sinngemäß "Das ist jetzt aber mal dumm gelaufen - wir haben uns vertan - gibt es doch nicht mehr." Nun gut: Gleich wieder eingeklinkt - werden es halt die guten von Raybestos. Diese in den Warenkorb gepackt, bestätigt und: "Mööpp - Artikel wurde aus Ihrem Warenkorb entfernt weil doch nicht mehr verfügbar." Alles klar, ich bin ruhig, ganz ruhig. Bestelle ich halt die nächsten - überhaupt, Centric ist doch die wahre Macht. Und das gleiche Ergebnis; wieder aus dem Warenkorb entfernt. Ein Hoch auf die Materialwirtschaft. Wenigstens die Rückabwicklung meiner ersten Bestellung ging geschmeidig,
    ----tbc---


    Gruß
    Andreas

  • Wie ich also so in kurzen Hosen vom meinem Online-Bestell-Mißerfolg stehe habe ich mich ans Toyotas-Board erinnert. Also flux eine kleine Anfrage getextet und über baldige Antwort gefreut. Nach zwei Tagen dann 15 Views aber keine Antwort. Da ist Potential.
    Zeitgleich durchs übrige Web geflogen. Australische, amerikanische, finnische Crown und Alt-Japanesen-Boards gelesen. Nüscht. Japanische Crown-Spezies angeschrieben. Ein freundliches und promptes "No way, but good luck". Habe ich halt was für mein Englisch getan.


    Nächste Runde: Ich konnte mich erinnern, dass ich mal auf meinem alten Bulli Bremsbeläge zum selbst aufnieten hatte. Müsste es doch auch noch geben. Wieder geforscht. Gibt es tatsächlich noch - Bremsbeläge als Meterware plus Kupfernieten oder Spezialkleber. Letzterer muss allerdings für eine halbe Stunde in den Backofen und stinkt lt. einem der es probiert hat, ganz erbärmlich. Willste Stress mit der Frau - das funktioniert todsicher. Nieten rockt dann doch mehr.


    Als Bezugsquellen dafür kommen entweder der Landmaschinenhandel oder Spezial-Shops für alte Motorräder in Frage. Gut also Landmaschinenhandel (wenn irgendwelche lustigen Kosaken in der Prärie Bremsbeläge für Ural-Motorräder schnipseln scheint das nicht so vertrauenerweckend - bin ich jetzt ein Schisser?) zwei Dörfer weiter. Brav an der Theke angestellt und den Mann mit der Zigarre im Mundwinkel freundlich gefragt. Antwort: "Nä Jung, datt hammer schon seit Jahren nit mie".



    Erster Teilerfolg dann in diesem Theater - Toyota Klassik. Es gibt hier immerhin Leutz mit Crown's und dann das Angebot von Urs mit dem Fiche und Renee und Schwupp mit ET-Liste. Yeah eine Teile-Nummer. Denn Google laufen lassen und bestimmt 10 Shops gefunden, die genau diese Backen gelistet haben. Bei näherem Hinsehen aber auch wieder nicht verfügbar.


    Ich glaub ich muss doch selber schnitzen gehen bzw. bei besagtem Kosaken einkaufen.


    -- geht immer noch weiter, bleiben Sie an Ihrem Empfangsgerät ---


    Gruß
    Andreas

  • Mit dem Selberschnitzen kann ich mich immer noch nicht anfreunden. Also weiter geforscht und auf ATE gestoßen. Ja, ja, kennt man aber was hat das mit alten Karren zu tun?


    Des Rätsels Lösung: Es gibt extra eine Abteilung ATE Klassik mit einem ganz eigenen Online-(PDF)-Katalog zum Download. Endlose Blätterei später ist aber klar: Crown-Beläge erst ab '74. Wobei im Katalog ein Kontaktadresse steht, für den Fall das man nicht fündig wird. Strohhalme sind zum greifen da also meine Frage direkt per Mail an ATE abgesetzt. Antwort: Haben wir leider auch nicht, aber es gibt entweder Universalteile wenn man Belagbreite und Belagstärke kennt (also zumindestens fertig geschnitzt von einem deutschen Hersteller) oder im Süddeutschen eine Firma mit dem schönen Namen "Stiefvater" (bzw B&K), die Backen aufarbeitet und mit neuen Belägen versieht. Oder übersetzt: Neben dem Selberschnitzen spart man sich auch noch die Sauerei mit dem miefigen Backofen. Ein Anfang.


    Aber so ganz aufgeben mag ich noch nicht: Bin dann heute morgen mal zum freundlichen Händler um die Ecke gegangen. Hinter den komischen Aurissen und Aygos dann eine Teiletheke. Nur in leer - weil der Kollege muss ja auch mal Frühstückspause machen. Sei ihm gegönnt, wenn er mir dann das richtige bestellt. Voller Selbstbewusstsein also meine Teilenummer aufm Zettel abgegeben, die Frage "soll ich die dann gleich bestellen?" noch mit einem fröhlichen "Klar, und wenn es den Montagesatz mit Federn und Klämmerchen auch noch gibt, direkt mitbestellen" beantwortet.


    Nun was soll ich sagen: Kommt der Mann aus seiner Ecke zu mir zurück und hat einen Ausdruck in der Hand. Und ich denke noch so bei mir "Cool, nur noch den Auftrag unterschreiben und nächstes WE gleich einbauen." Geldbeutel für eine Anzahlung gezückt und im nach-dem-kugelschreiber-greifen versuche ich den Sinn des Kopfschüttelns beim Teile-Spezi zu ergründen. War dann leicht, als ich den Ausdruck in die Finger bekam. Drei Zeilen mit Teilenummern und der Statusmeldung "Produktion ausgesetzt - kein Bestand verfügbar."


    Mal sehen was noch kommt.


    Gruß
    Andreas

  • Wenn ich dass gewusst hätte dann wären die Beläge und Nieten aus der Lagerräumung in Lauterecken nicht in die Tonne gewandert aber alle meine Kollegen meinten dass sowas niemand mehr braucht! nur das Werkzeug hat gefehlt, Beläge und Nieten habe ich Dutzende weg geschmissen.
    Versuchs doch mal bei einem Kupplungsspezialisten; die könnten da wahrscheinlich eher helfen oder du gibst mir mal die Masse und Bilder Deiner Original Beläge.



    Gruss Urs

  • Hallo Andreas,


    Ich Wohne 10 min von Aachen. Bei mir in der nähe gibt es eine Firma die die Backen aufarbeitet und mit neuen Belägen bestückt.
    Die machen viel oldtimermässig.
    Wenn Interesse kannst Du mich Anrufen.


    Habe selber auch ein paar 60er und ein 80er und einen MS 123er(Teileträger) Crown.


    0031-621-597 531


    MfG, Ralph.

  • Tja Urs - es ist immer das gleiche Leid: Du kannst nicht alles retten ...


    Ralph: Danke, ich habe tatsächlich sogar einen Kollegen der in Heerlen wohnt. Und: Für uns Jugendliche war der Cycle Shop in Heerlen in den frühen 80ern das Paradies für früheste Tuning-Teile auf den Zweirädern.


    Ich habe noch eine Trumpfkarte bei den Bremsen - wenn die jetzt auch nicht zieht, nehme ich Dein Angebot gerne an und Klingel bei Dir durch.


    Gruß Andreas

  • Hey Urs,


    Vielen Dank für den Tipp. Steht schon auf meiner Beobachtungsliste. Muss morgen nun wirklich mal in die Garage ausmessen und fotografieren gehen. Sonst wir's halt auf Verdacht bestellt.


    Falls irgendwann mal jemand mal vor einem ähnlichen Problem steht: Bei Raybestos gab es wohl passende Backen unter der Nr 387PG. Unter WWW.raybestosbrakes.com kann man einen sehr ausführlichen Katalog finden - mit Bildern und exakten Maßen.


    Gruß
    Andreas

  • Schlimmstensfalls gibts in der Schweiz die Firma Derendinger, Autoersatzteilhändler, die belegen die alten Bremsbacken auch neu auf Wunsch. Bei Bedarf kannste dich melden und dann wickeln wirs über meine deutsche Postfdachadresse ab, dann kost es auch weniger Porto. Meld Dich einfach unter urs_zuber@web.de ,das wär meine E-Mailadresse. Gruss Urs, der II ;)

  • Ich danke Euch für die Angebote bzw. Kontakte zum neubelegen.


    Aber noch bin ich nicht am Ende:
    Bei den wieder aufgearbeiteten bei Ebay (Tipp von Urs dem 1. ;-) bin ich mir unsicher ob es passt. Ich habe gestern mal die Trommel abgebaut um zu messen. Breite der Backe ist knapp 51 mm. Von daher müsste dieser Belag passen - Centric 111-03870. Gibts auch bei Ebay.com - gerade bestellt.


    Was mich noch ein wenig verunsichert, ist die Episode aus dem Kapitel "Dein Vorbesitzer, Dein schlimmster Feind.": Als ich die Trommel abgenommen habe, macht es doch "Kalapper". Was prinzipiell nicht gut ist. Es kam mir entgegen ein halber, weil abgesägter Bremsbelag der sich von der Bremsbacke gelöst hat. Da hat wohl einer das mit dem Nachsteller nicht gepeilt und kurzerhand den Belag abgesägt damit es unten reinpasst. Logisch das ein halber Belag nur noch an drei Nieten hängt, unterrostet ist und abfällt. Oh Mann.


    Bleiben Sie gespannt was als nächstes passiert...


    Gruß
    Andreas

  • So, jetzt war ich ein wenig im Urlaub und habe mich heute an die Bremse gemacht. Blöd, die aus Amerikaner-Land bestellten passen doch nicht. Ähhh.


    Also müssen es diese Bremsen sein: Raybesto 456PG.


    Aber natürlich (wenn überhaupt) nur wieder in USA bestellbar.


    @Ralph: Ich würde dann gerne Dein Angebot wahrnehmen und rufe Dich morgen mal an zu dem Bremsen-Aufarbeiter in Heerlen. OK?


    Gruß
    Andreas

  • So, allerneueste Entwicklung. Nach ein wenig mehr forschen und mit viel Zufall habe ich drei Dörfer weiter einen gefunden, der Meterware im passenden Format hat. Jetzt wird selbst geklebt.


    Gruß
    Andreas

  • Es ist vollbracht - Bremsbacken sind montiert - nur wegen Dreckswetter noch keine Probefahrt gemacht. Aber ich gebe zu - ich habe kleben lassen.


    Weil: Als ich bei dem Meister war, der mir 1nen Meter Bremsbelag verkauft hat, habe ich mir erklären lassen wie es am besten geht. Wer sich selbst mal daran versuchen will, hier in Stichworten wie's geht:


    Alten Belag ab und Untergrund für die neuen Beläge kurz anstrahlen damit der Kleber gut hält. Dann Belag zurechtschneiden und Belag und Träger mit je einer Komponente des Klebers bestreichen. Es gibt verschiedene Kleber - sowohl in 2K als auch fertig in einem - z.B. Araldite 71. Dann schön unter Druck setzen und für eine halbe Stunde bei (je nach Kleber) 200 Grad backen. Dann überflüssigen (herausgequetschten) Kleber abschleifen. Zum Schluss Beläge kurz anschleifen.


    Und genau deshalb habe ich es nicht selber gemacht: Um einmal in 20 Jahren Beläge zu kleben, hätte ich mir den ganzen Plunder zum Verarbeiten besorgen müssen.


    Mini-Backofen - etwa einen 20er in der Bucht. (Weil, siehe oben, der Kleber ist eine schlimme Stinkerei, was den häuslichen Frieden in Gefahr bringt.)
    Kleber in der günstigen Vorratspackung, auch ungefähr ein 20er.
    Edelstahl Tortenring um daraus eine hitzefeste Spann-Vorrichtung zu basteln - kostet ungefähr 10,- plus Gewindestange und Kleinkram für die Spann-Vorrichtung, also noch mal 10,-


    So habe ich für den Belag 20,- und für das Aufkleben 60,- bezahlt. Kommt also in Geld auf das gleiche raus, ich muss nicht den Bastel-Wastel geben und so hat es jemand gemacht, der sich damit auskennt. Bremsentechnik Engel in Wachtberg-Villip. Kontakt gebe ich gerne weiter oder halt mal googeln.


    Alles schön so. Wobei ich die Bremse auch nochmal anfassen werde, um mindestens einen der Radbremszylinder zu tauschen.


    Gruß Andreas.


    Ach so: Habe jetzt ein paar Bremsbacken von meinem Fehlkauf übrig, Bild siehe oben. Wenn die wer brauchen kann...