Hallo Leute!
Ich schraube jetzt seit 25 Jahren an alten Toyotas rum. Aber heute habe ich endlich meinen Angstgegner besiegt - ein Getriebe Für alle die es interessiert, hier eine kleine Geschichte.
Ich habe schon Motoren auseinander und wieder zusammen gebaut, Motoren umgebaut, Elektrik verkabelt, Bleche gedengelt, Fahrwerk, Bremsen, Tank, alles kein Problem. Aber an diesen massiven Klumpen Metall mit gefühlt tausend Schrauben, Federn, Bolzen, Ringen, Wellen, Zahnrädern und jede Menge undefinierbarem Zeugs hatte ich mich bis jetzt tatsächlich noch nicht rangetraut.
Der Trigger für die Aktion war im Oktober: da bin ich mit dem frisch restaurierten MR2 gleich mal liegengeblieben weil eine Antriebswelle vom Steckflansch abgefallen war (fragt jetzt bloß nicht, warum....) Zum Glück nur bei 30km/h, so dass nichts weiter passiert ist. Beim Reparieren habe ich dann gemerkt, dass der Achsstummel auf der Fahrerseite massiv Spiel hat - Differential ausgeschlagen. Das kann so nicht bleiben, also muss eine Lösung her.
Im Teilelager hat sich mittlerweile einiges an Getrieben angesammelt, so auch ein komplett zerlegtes AW11 Getriebe, das ich vor Jahren überholen lassen wollte. Die Firma hat von Toyota aber keine Teile mehr bekommen und übrig blieb ein Haufen Altmetall und eine Rechnung über 300 Euro für's zerlegen und vermessen. Klasse . Aber ich habe die Brocken eingelagert und bin heute froh darum.
Der zweite Haufen Altmetall war ein teilzerlegtes AW11 Getriebe, das ich mal geschenkt bekommen habe. Jemand hatte die Kupplungsglocke abgebaut und das Differential rausgeholt. Warum macht man sowas...? Na, easy, dachte ich das krieg ich wieder zusammen: Differential rein, Kupplungsglocke drauf, müsste machbar sein. Nach mehreren Abenden Schrauberei hab ich dann kapiert, warum man so ein Teil nicht von der Kupplungsseite her zerlegt, sondern vom 5. Gang abwärts, so wie's im Handbuch steht. Außerdem hat das Getriebe beim zusammenbauen immer blockiert.
Dann habe ich Versuche gestartet mit dem Differential und dem Kupplungsdeckel aus dem anderen Getriebe - keine Chance. Sobald ich die Schrauben angezogen habe, hat es blockiert. Die Einstellscheiben für das Diff waren schon auf kleinstem Maß.
Dann habe ich versucht, das Gehäuse vom komplett zerlegten mit der Kupplungsglocke und Diff vom Teilzerlegten zu kombinieren. Siehe da - das ging plötzlich. Also war klar, das geschenkte Getriebe hatte anscheinend mal einen Unfall und das Gehäuse ist verzogen.
Nun dämmerte mir langsam das ich den finalen Kampf angehen muss: ich habe zwei kaputte Getriebe und kann sie eventuell kombinieren, so dass wieder ein funktionsfähiges daraus entsteht. Das habe ich heute abend begonnen und war erstaunt, dass es eigentlich gar kein Hexenwerk ist. Ich habe das Handbuch vom C52 genommen, bin Schritt für Schritt alles durchgegangen - und musste festellen, dass das richtig Spaß macht .
So, viele Worte, jetzt gibt's natürlich noch ein paar Bilder. Vielleicht inspiriert es ja den einen oder anderen, an seinem C52 mal den Synchronring vom 2. Gang zu tauschen oder zumindest die Lagerplatte, so dass der Schalthebel beim Lastwechsel im 5. Gang nicht mehr rumwabbelt.
Los geht's mit dem geschenkten Gaul - Kupplungsgabel und Ausrücker raus, Rückwärtsgangschalter abgebaut, Halteplatte abgebaut.
In der Kupplungsglocke sind innen drei Schrauben die die Glocke ans Gehäuse verbinden. Die sollte man auch als erstes noch rausdrehen.
Dann legt man das Getriebe auf die Kupplungsseite und wetzt das Werkzeug...
Für alle Profis die sich beim Anschauen der Fotos wundern: das Differential fehlt tatsächlich schon, das hatte wie gesagt, der Vorbesitzer schon rausgeholt in dem er die Kupplungsglocke abgeschraubt hat. Das geht eigentlich gar nicht, weil der Schaltarm für den Rückwärtsgang von hinten an die Glocke geschraubt ist, aber man kann die Glocke ca. 4cm abheben und mit einem Gabelschlüssel kriegt man die Schrauben auf. Allerdings macht das unter normalen Umständen keinen Sinn, weil man das Differentiallager nur einstellen kann, wenn der Rest auch zerlegt ist. Ich denke, das Ziel der Aktion war, rauszufinden warum das Differential blockiert.
Zuerst mal den Deckel abgeschraubt.
Als nächstes muss die Gangwahlwelle raus.
Rechts baut man dazu den Schaltarm ab, links den kleinen Deckel (vier Schrauben), von vorne dreht man die Sicherungsschraube raus und dann zieht man die Welle für Gangwahl nach links raus.
Das kann etwas schwer gehen, weil die rechte Seite in einem Simmering läuft. Ein Stück der Welle guckt im zusammengebauten Zustand rechts raus. Das war bei mir angegammelt und musste erst glatt geschliffen und schön geölt werden um den Simmering nicht zu zerstören.
Jetzt kann man links reinschauen und sieht drei Zapfen. Drückt man zwei von denen nach unten, sind zwei Gänge gleichzeitig eingelegt.
Das blockiert das Getriebe und man kann (mehr oder weniger) locker lässig die Mutter vom 5. Gangrad abschrauben.
Als nächstes kommt die Schaltgabel vom 5. Gang raus. Dazu muss an der Welle ein Sicherungsring weg und an der Seite die Schraube mit dem 10er Kopf.
Schaltgabel, Synchronkörper und Synchronring sollten in einem Teil abgehen. Ich brauchte allerdings einen Abzieher.
In die Welle habe ich oben ein Stück Gewindestange reingeschraubt und mit einer Mutter gekontert. In die Gewindestange habe ich eine Vertiefung reingebohrt und den Abzieher angesetzt.
Die Schrauben der Lagerplatte ringsum sind auch bereits geöffnet.
Die Lagerplatte läuft innen ein und ist der Grund, warum der Schalthebel im 5. Gang sich bei Lastwechsel bewegt. Das Problem haben alle C50 oder C52 Getriebe im Alter.
Das sollte man auch reparieren, weil das Getriebe sonst irgendwann Geräusche macht und letztendlich völlig über'n Jordan geht. Der Abtrag schwimmt schön da drin rum und macht nach und nach die Synchronringe und Lager kaputt.
Die Gangräder waren bei diesem Getriebe schonmal ab und gingen deshalb ganz leicht runter. Normalerweise benötigt man dafür auch einen Abzieher.
An dieser Stelle habe ich vor lauter Euphorie vergessen, weitere Bilder zu machen... Es müssen drei Sicherungsringe entfernt werden: zwei liegen um die Lager von An- und Abtriebswelle herum und einer ist auf dem Bild oben sichtbar an der linken Schaltwelle die ca. 1cm rausguckt.
Als nächstes müssen vier Inbusschrauben außen am Gehäuse ausgebaut werden, dahinter ist jeweils eine Metallbuchse mit einer Feder und einer Kugel. Die Feder drückt die Kugel in die Vertiefungen der Schaltwellen, was beim Schalten die Gänge schön einrasten lässt.
Und nein - wenn man das rausschraubt fliegt einem nicht die Feder um die Ohren. Das geht echt einfach. Angstgegner, sag ich nur
Die letzte Schraube ist auf der anderen Seite vom Gehäuse, mit 12er Kopf, die sichert die Welle für das Rückwärtsgangrad. Einfach rausdrehen, dann die Gehäuseschrauben alle rausdrehen, mit dem Stemmhebel vorsichtig ansetzen und siehe da - .....
Ich find's faszinierend so ein Teil
Für heute ist erstmal Feierabend. Morgen geht es weiter. Dann nehme ich die Wellen raus und beginne, das ganze Zeug in das intakte Gehäuse mit dem intakten Differential einzubauen. Ich werde selbstverständlich berichten
Schöne Grüße,
René